Das Märchen von der deutschen Beitragshöhe im EU-Mittelfeld

Wie der deutsche Rundfunkbeitrag ins EU-Mittelfeld kam - und wieder heraus


Was ist ein Märchen? Ein Märchen ist eine einfache Geschichte von typisierten Figuren, bei der am Ende das Gute gewinnt. Die Dinge sind zu fabelhaft, um zu stimmen. Müssen sie auch nicht. Ihr Hauptzweck besteht darin, weitererzählt zu werden. Und eine Message zu haben. Ganz ähnlich eigentlich wie in der Werbung heute, wo Märchen gezielt inszeniert werden (wie die Hanuta-Frau, die jede Waffel mit der Hand bäckt). Übertreibungen sind deren Geschäft. Lügen und Irreführungen sind dabei aber nicht erlaubt (§ 5 UWG, Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb). In der Bericht erstattenden Medienwelt gelten solche Einschränkungen allerdings nicht und manchmal werden hier halbe Wahrheiten offensichtlich als ganze verkauft.

Die ARD berichte erstmals vor Jahren darüber (die alte Seite, die in 2013 zuletzt geändert wurde, man sieht es am Datum unten, führt heute zu einer Fehlermeldung), dass der deutsche Rundfunkbeitrag im europäischen Mittelfeld läge. Statt der Seite von damals gibt es aktuell eine Seite mit Umrechnungsfaktoren von 2018, Balkendiagramm und einer Message, die das gleiche ausssagt wie zuvor: die Höhe des deutschen Rundfunkbeitrags liegt im euroäischen Mittelfeld (Grafik siehe unten, gem. ARD-Seite m. letzter Aktualisierung vom 07.05.2018). Ähnliche Grafiken wurden seit 2013 (in 2013 wurde die vormals gerätebezogene Rundfunkgebühr zur Haushaltsabgabe oder dem Rundfunkbeitrag reformiert) von einer Vielzahl anderer Online-Medien ebenfalls benutzt, und so wurde mit den "einfachen Figuren" die Message der Geschichte wieder und wieder weitererzählt (siehe Liste von Beispielen weiter unten).

Dabei wurden die Zahlen genommen wie sie sind und lediglich durch etwas Text noch einmal wiedergespiegelt. Hintergrund-Informationen zu den Zahlen wurden nicht ergänzt. Und die hätten eine wichtige Frage beantwortet, nämlich: Sind die Zahlen überhaupt vergleichbar? Wurden Äpfel mit Birnen verglichen oder worum geht es eigentlich?

Die Vergleichbarkeit der Zahlen im europäischen Mittelfeld


Hier ein Ausschnitt aus der aktuellen Seite der ARD "Höhe des deutschen Rundfunkbeitrags im europäischen Vergleich" (Seitenzugriff vom 18.11.2018). Man schenke dem Beisatz dort (hier abgebildet am rechten Rand, auf der Webseite direkt über der Grafik) besondere Aufmerksamkeit: "Ein Vergleich mit anderen europäischen öffentlich-rechtlichen Sendern zeigt, dass die Höhe des Rundfunkbeitrags in Deutschland im Mittelfeld liegt (Kosten pro Haushalt und Jahr) [...]

[...] und anders als häufig behauptet nicht zu den höchsten zählt.

(Hervorhebung von mir)

Deutschland nominell im Mittelfeld:

Rundfunkbeitrag nur nominell im EU Mittelfeld
Quelle: ARD (http://www.ard.de/home/die-ard/fakten/Rundfunkbeitrag_im_europaeischen_Vergleich/1015738/index.html)

Unten kommen noch Beträge hinzu. Aber eigentlich könnte sich doch der kritische Betrachter oder Journalist hier gleich fragen, ob ein 1:1-Vergleich von Preisen zwischen Tschechien und der Schweiz überhaupt fair sein kann, nicht wahr?

Die Grafik von Statista (unten) stellt das Gleiche nochmal mit Beträgen dar (die ARD bietet auch Beträge in einer separaten Tabelle hier als PDF). Die Statista-Grafik gehört jedoch zu denen, die besonders oft und gerne von anderen Online-Medien verwandt wurde und wird, um die Geschichte vom Mittelfeld weiterzuerzählen:

Quelle: Statista (https://de.statista.com/infografik/3150/rundfunkgebuehren-in-ausgewaehlten-laendern/)

Danach liegen also die Abgaben in der Schweiz, Dänemark, Norwegen, Österreich und Schweden  über den Rundfunkbeiträgen von Deutschland? Befürworter des gegenwärtigen Systems in Deutschland mögen sich bestätigt fühlen und lachend denken, wie wunderbar effizient doch der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) ist, wenn er sein Angebot günstiger zur Verfügung stellen kann als andere. Seine Gegner hingegen mögen zerknirscht seufzen und der eine oder andere denkt: "Wie gut, dass es bei uns wenigstens nicht noch teurer ist - so teuer, wie in Schweden, Österreich, Norwegen, Dänemark oder gar in der Schweiz." - Diese Message ist offensichtlich der Zweck des Märchens, das hier erzählt wird...

Dabei hinkt der Vergleich wie es schlimmer nicht geht! Wenn man die Zahlen nämlich nicht 1:1 gegenüber stellt, sondern vorher bewertet (wie gute Journalisten es tun sollten), ergibt sich, dass der deutsche ÖRR nicht nur "zu den höchsten" in der EU zählt (eine Tatsache, der die ARD wörtlich widerspricht - siehe oben), sondern zu den teuersten weltweit.

Eine Rolle bei der Unvergleichbarkeit der Zahlen spielen der Durchschnittsverdienst in den Ländern, die Lebenshaltungskosten und was in der Abgabe enthalten ist. Dazu kommt die Bevölkerungszahl in Zusammenhang mit der Antwort auf die Frage, ob eine größere Bevölkerungszahl immer (oder nur in bis zu einem bestimmten Verhältnis) zu größeren Kosten führt. Sind all diese Fragen ganz unterschiedlich zu beantworten (und das sind sie), dann ist der Vergleich der einfachen Zahlen für die getroffene Aussage praktisch völlig wertlos. Die obigen Grafiken lassen sich nicht 1:1 in die Aussage übersetzen, die die Bilder vermitteln.

Wer fast das Doppelte verdient (wie z.B. in der Schweiz), für den bedeutet die nominell doppelte Höhe der Rundfunkgebühr eben nicht, dass er das Doppelte für sie zahlt. Ohne weitere Faktoren jetzt einzuberechnen, könnte man an der Stelle gerade sagen, so gerechnet  bezahlt der Schweizer plötzlich genauso viel wie der Deutsche.

Durchschnittseinkommen und Lebenshaltungskosten


Die Schweiz

In der Schweiz lag das Bruttodurchschnittseinkommen in 2017 bei € 71.311 i. Jahr und € 5.943 i. Monat (lt. laenderdaten.info, die ihre Angaben von verschiedenen Institutionen wie der Weltbank, dem Internationalem Währungsfonds oder der OECD beziehen). Die Schweiz liegt dort auf Platz 4, Deutschland auf Platz 19. In Deutschland verdiente man im selben Zeitraum € 38.497 i. Jahr und € 3.208 brutto i. Monat, also fast die Hälfte. Nun kommen natürlich noch die Lebenshaltungskosten dazu und jemand könnte argumentieren, "alles" sei auch doppelt so teuer in der Schweiz. Ist es aber nicht. Allgemein gilt, dass die Lebenshaltungskosten ca. 30% (nicht 100%) höher sind und demgegenüber nochmal niedrigere Steuern und Abgaben stehen (siehe Abschnitt "Wie hoch ist das CH-Lohnniveau im Vergleich zu Deutschland?" bei GehaltsReporter.de; zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Seite "Wie hoch ist das CH-Ländervergleich Schweiz: Arbeit, Gehalt und Leben" von Gehaltsvergleich.com).

Und Dänemark, Norwegen, Österreich, Schweden?

In Dänemark, Norwegen, Österreich und Schweden liegen die Durschschnittseinkommen ebenfalls alle über denen von Deutschland (laenderdaten.info). Besonders viel höher liegen sie in Norwegen. Daneben ist jedoch festzustellen, dass die Lebenshaltungskosten in den genannten Ländern ebenfalls höher liegen als in Deutschland. Ein "Alles-ist-dort-höher"-Motto (und somit wieder gleich bzw. vergleichbar) gilt jedoch nicht.


Die Lebenshaltunskosten im Vergleich innerhalb der EU:

Preisniveau im EU-Durchschnitt
Statistisches Bundesamt (destatis): "Preisniveau in Deutschland 5,0 % über EU-Durchschnitt" (https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2018/06/PD18_227_61621.html#Preise)









Wenn man die obibe Abbildung zu den Lebenshaltungskosten oder den Preisniveau-Unterschieden innerhalb der EU nun im Vergleich mit dem nominellen Preisen der Rundfunkabgaben (lt. ARD und Statistica weiter oben) btrachtet, könnte man auf die Idee kommen, was für ein ulkiger Zufall es doch ist, dass sich die Ergebnisse ähneln: bei den allgemeinen Preisniveaus liegen dieselben Länder vorn (Schweiz, Dänemark, Norwegen u.ä.a.) wie bei den Rundfunkabgaben. Auch hier ist Deutschland wieder fast im Mittelfeld. Aber das "fast" bekommt besondere Relevanz. Hier liegen plötzlich mehrere der Länder, deren Rundfunkbeitrag nominell niedriger ist, mit ihrem allgemeinen Preisniveau über dem von Deutschland.

Alles ist dort teurer, nur der Rundfunkbeitrag nicht?

Dieser Logik nach müsste man sich nun fragen, wieso der nominell niedrigere Rundfunkbeitrag in Italien oder der Tschechischen Republik soviel günstiger sein kann, bei gleicher Qualität? Oder bekommt man vielleicht dort nicht die gleiche Qualität (und Senderzahlen)? Qualität ist also ein weiterer von der ARD unbewerteter Faktor. - Für sie, Qualität, bekannt ist die britische BBC. Und die Bevölkerungszahl Großbritanniens ist zumindest einigermaßen vergleichbar mit der von Deutschland, im Gegensatz zu der von Norwegen oder Dänemark (GB =  Bevölkerungszahl: 65.808.573, DE = Bevölkerungszahl: 82.521.653 - Quelle: eurostat), während für Durchschnittseinkommen die umgekehrte Situation gilt und sie in Deutschland höher sind als in Großbritannien (GB = Durchschnittseinkommen im Jahr: 35.877 €; DE = Durchschnittseinkommen im Jahr: 38.497 €; Quelle: laenderdaten.info ).

Die Sache ist offensichtlich komplizierter als einfache Schaubilder es darzustellen vermögen und erfordert eine gleichzeitige Betrachtung einer ganzen Reihe von Faktoren. Ein Aufwand, den ich in seiner Gänze gerade nicht betreiben kann. Ein Teil des Aufwandes wurde jedoch schon von Gutachtern betrieben (Beispiele siehe unten). Zunächstmal jedoch noch zu einem weiteren wichtigen Detail-Unterschied, der alleine zu keiner Begründung ausreicht, der aber einerseits sehr relevant ist und gleichzeitig so groß ist, dass er dem kritischen Betrachter oder den Journalisten von ARD und anderen professionellen Online-Medien hätte sofort in den Sinn kommen können: die Auswirkung der großen Unterschiede bei den Bevölkerungszahlen der referenzierten Länder.

Riesen-Unterschiede bei den Bevölkerungszahlen

Bei den 5 Ländern, deren ÖRR-Abgaben als höhrer und damit teurer als in Deutschland dargestellt wurden, verhalten sich die Unterschiede bei den Bevölkerungszahlen wie folgt:


In 2017:
Bevölkerung in der Schweiz:          8.419.550
Bevölkerung in Dänemark:             5.748.769
Bevölkerung in Norwegen:             5.258.317
Bevölkerung in Österreich:             8.772.865
Bevölkerung in Schweden:             9.995.153
Bevölkerung in Deutschland:       82.521.653
Bevölkerung in Großbritannien:  65.808.573
(lt. eurostat: https://ec.europa.eu/eurostat/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tps00001&plugin=1 )


Im Vergleich zu Deutschland sind die Bevölkerungszahlen der 5 angeblich teureren Länder also um circa 90% NIEDRIGER als in Deutschland! Dieser Riesen-Unterschied sollte über die einfachen Zahlen hinaus hoch relevant sein.

Die Ergebnisse von Gutachten zur Bewertung vom Preis des ÖRR


Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium der Finanzen, der im März 2014 sein Gutachen "Öffentlich-rechtliche Medien – Aufgabe und Finanzierung" veröffentlichte, schrieb auf Seite 20 dazu: "Viele Kosten der Produktion eines bestimmten Programmangebots sind praktisch unabhängig von der Zahl der Empfänger. Nur einige Kostenbestandteile, insbesondere die Lizenzgebühren für Filme und Serien, mögen ungefähr proportional mit den Zuschauerzahlen steigen. Wenn sich also gegebene Kosten in Deutschland auf 80 Millionen potentielle Nutzer verteilen, sollte deren Finanzierungsbeitrag pro Kopf bei gleicher Versorgungsqualität nur ein Bruchteil dessen sein, was in kleinen Ländern wie der Schweiz, Norwegen oder Österreich pro Kopf aufzubringen ist. Der hohe Finanzierungsbeitrag pro Kopf in dem bevölkerungsreichen Deutschland ist insofern ein Indikator für eine weit überdurchschnittliche Versorgung."

"Wenn sich also gegebene Kosten in Deutschland auf 80 Millionen potentielle Nutzer verteilen, sollte deren Finanzierungsbeitrag pro Kopf bei gleicher Versorgungsqualität nur ein Bruchteil dessen sein, was in kleinen Ländern wie der Schweiz, Norwegen oder Österreich pro Kopf aufzubringen ist."

 Auf Seite 21 stellen die Gutachter einen Vergleich diesbezüglich zwischen mehreren Ländern weltweit dar, bei dem Deutschland alles andere als im Mittelfeld liegt, sondern eine Führungsrolle einnimmt:

Bild aus Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des BM zur Relevans des Unterschieds der Bevölkerungsgröße
Quelle: Seite 21 aus dem Gutachten „Öffentlich-rechtliche Medien – Aufgabe und Finanzierung“ des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen (https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Broschueren_Bestellservice/2014-12-15-gutachten-medien.html)




Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium der Finanzen kommt in seinem Gutachten also zu dem Schluss, dass die Rundunkausgaben gemessen an der Bevölkerungsgröße in Deutschland die höchsten weltweit sind.

Die Gesamteinnahmen wurden mit Zahlen von 2012 aus dem selben Gutachten in der Studie von Justus Haucap, Christiane Kehder und Ina Loebert (Seite 15, "Eine liberale Rundfunkordnung für die Zukunft" in Ordnungspolitische Perspektiven, Nr. 79,  Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie) zu einem Schaubild verarbeitet, dass die Situation nochmal unterstreicht:
 





Zu einem ähnlichen und nur für die EU geltenden, aber weitere Faktoren (wie das Preisniveau in der 2. Abbildung unten) miteinbeziehenden Schluss kommt auch die Studie von McKinsey mit Daten von 2016: 


McKinsey & Company, Studie, Seite 51: "Die Rolle des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) in der heutigen Medienlandschaft", 09/2017

In der nächsten Darstellung von McKinsey wurden die Preisniveaus der Vergleichsländer (anhand Daten von Eurostat) auf das Preisniveau von Deutschland adjustiert:


McKinsey & Company, Studie, Seite 52: "Die Rolle des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) in der heutigen Medienlandschaft", 09/2017








Quelle: McKinsey & Company, Studie "Die Rolle des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) in der heutigen Medienlandschaft"


Weitere interessante Umstände, die aus Zeitgründen hier nur als Beispiel genannt werden können, sind solche, die die gesellschaftliche Relevanz in den kleineren Ländern mit dem rein nominell höheren und tatsächlich niedrigeren Beitrag betreffen. So wird bspw. der norwegische ÖRR von 9 von 10 Personen täglich genutzt und hat über die üblichen Zwecke hinaus den Hauptzweck "die norwegische Bevölkerung zu vereinen [...] und sowohl die norwegische als auch die samischen Sprachen und Kulturen zu stärken und weiterzuentwickeln" (Quelle: NRK – Bringt Norweger zusammen). - Wenn der deutsche ÖRR, der für eine 15,6 mal größere Bevölkerung ausgestrahlt wird, ähnliche "vereinigende Ziele" hätte oder auch nur haben könnte, dann wäre die Diskussion hierzulande sicher eine andere. Tatsächlich taugt der deutsche ÖRR aber eher dazu, die Gesellschaft zu spalten (dazu mehr auf der Seite 06 :: Die Adäquatheit der Gegenleistung).

Fazit

Nach entsprechender Bewertung der anderen Bedingungen in den verglichenen Ländern ergibt sich ein ganz anderes Bild: DER DEUTSCHE RUNDFUNKBEITRAG IST DOCH DER HÖCHSTE.

Der deutsche Rundfunkbeitrag liegt nicht im Mittelfeld, sondern ist der höchste und der deutsche ÖRR somit der teuerste weltweit.


Weitererzählung des Märchesn trotz alledem

Nun hätte man sicherlich sagen können, naja, das hätte einem ja bei bloßer Betrachtung der genannten Länder gleich klar sein können. Ja, hätte es. Aber das Märchen vom deutschen Beitrag im Mittelfeld wurde mittlerweile so oft unhinterfragt weitererzählt, dass man mit Schaubildern aus Gutachten einer Gegendarstellung Gewicht verleihen muss.

Die folgenden Webseiten bspw. haben die Geschichte vom Mittelfeld unkritisch übernommen:

Das Manager-Magazin in seinem Artikel "Deutschlands Rundfunkgebühren im internationalen Vergleich"vom 20.01.2015, die Neue Westfälische im Artikel "Rundfunkgebühren im Europavergleich - Deutschland nicht am teuersten; Die Rundfunkgebühren in Deutschland sind seit langem umstritten, dabei zahlen andere Europäer deutlich mehr" vom 23.06.2017, im ZEIT-ONLINE-Artikel "Die sollen halt mal sparen" vom 18. Januar 2018 liest die Autorin auf Seite 2 von Statista ab und schreibt "Schaut man sich die Pro-Kopf-Ausgaben an, liegt Deutschland beim Rundfunkbeitrag allerdings im europäischen Mittelfeld", während sie kurz zuvor noch die Einnahmen durch die Rundfunkgebühren als einen europäischen Spitzenwert benannt hat, für den sie die Zahlen aus dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen (siehe oben) zitiert (benennt die Quelle allerdings mit Bundesfinanzamt), aus dem sie auch die Pro-Kopf-Werte hätte korrekt entnehmen können.

Am 16. Mai 2018 um 09:00 Uhr berichtete tagesschau24 lt. ihrem Website wieder von dem Märchen vom Mittelfeld. Auf ihrer Website ist nochmal dieselbe Grafik in anderen Farben abgebildet und überschrieben mit der Erklärung "Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Höhe des Rundfunkbeitrags mit 210 Euro pro Jahr im Mittelfeld. Spitzenreiter ist die Schweiz mit 418 Euro und Schlusslicht ist Tschechien mit rund 81 Euro." Auf einer separaten Meinungsseite (man sieht die Meinungen oder Kommentare nicht auf der Seite, auf der das Märchen vom Mittelfeld steht, man muss erst nach ihr suchen), einer Seite namens Meta.Tagesschau.de finden sich Meinungen von kritischen Zuschauern oder Lesern, von denen mehreren auch ohne Gutachten oder Studien gleich auffiel, dass der Vergleich ohne Einbeziehung von Durchschnittseinkommen etc. nicht funktioniert:

"Captain Einsicht" z.B. schrieb (am 16. Mai 2018 um 08:56): "Die notwendigen Angaben zu den Durchschnittseinkommen der verschiedenen Länder sind unerlässlich um die abgebildete Grafik in irgendeiner Relation vergleichen zu können. - Herzlichen Glückwunsch an die Redaktion der Tagesschau zu diesem nichts sagenden Beitrag!"

Quelle: "Ihre Meinung zu: Rundfunkbeitrag: Was, wann, wie viel?" auf meta.tagesschau.de (Kommentar: 16. Mai 2018 um 08:56)

Weniger, aber dennoch, wurde doch auch von denen berichtet, die zu reellen Ergebnissen kamen. MEEDIA berichtete in ihrem Artikel: “Teuerster öffentlich-rechtlicher Rundfunk der Welt”: Haucap kritisiert ARD/ZDF vom 29.05.2015 über die Haucap-Studie.

Und VAUNET, der Verband privater Medien, berichtete im Artikel "Deutschland leistet sich den mit Abstand teuersten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Europa" vom 19.09.2017 über die McKinsey-Studie.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute

Moderne Märchen, wie das vom Grüffelo, enden anders. Aber früher, als die Märchen noch mit "Es war einmal ..." begannen, da endeten sie auch mit "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute." Suggeriert werden sollte: die Figuren sind noch da, auch wenn die Geschichte zu Ende ist - also können wir ihnen jederzeit begegnen oder sogar selbst zu ihnen werden - wir sind wie sie. Genau diese Message wollen offensichtlich die ÖRRauch mit ihrem Märchen vom Mittelfeld kolportieren: glaubt nicht unseren Gegnern, wir sind die Guten (wir sind im Mittelfeld) - wir sind es, die "Senderfamilie" ("Die Senderfamilie von ARD, ZDF und Deutschlandradio").

"Wir sind immer bei Euch. Wir leben immer fort." -  Dabei hat man seit langem den Eindruck, es handele sich bei ihnen eher um Zombies, gegen die man sich verbünden möchte, wie in The Walking Dead.










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